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Bliaut; Zeichnung von Patrick Dallanégra |
Im Februar dieses Jahres hatte ich die Planung für
meine Winterkleidung in ein Ensemble mit Bliaut geändert, im April erstand ich
für den Bliaut royalblauen Baumwollstoff und begann im Juli mit der Arbeit. Mit
einigen Pausen war der Bliaut dann zeitig Ende Oktober fertig.
Eine Erkenntnis vorab. Baumwoll feinköper wie ich
ihn gekauft habe, ist zum Faltenlegen und Faltenwerfen im Stil eine Bliaut
nicht besonders geeignet, da der Stoff zu steif ist. Die Bourette-Seide wäre
wesentlich idealer gewesen. Nächstes Mal.
Aber ich möchte hier versuchen einen Bericht über
das Entstehen des Bliauts zu schreiben.
Idee und Entwürfe
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Bliaut; eigene Zeichnung |
Die Inspiration zu dem Bliaut stammt von einer
Postkarte mit einer Zeichnung von Patrick Dallanégra. Mein eigener Entwurf wich
dann auch nicht besonders von der Vorlage ab.
Schnittmuster
Beginn: 14.7.2012
Für die Erstellung des Schnittmusters habe ich
nach meinen Notizen 5 Stunden gebraucht.
Das Schnittmuster entstand wie so oft aus
verschiedenen Quellen.
Eine Grundlegende Vorlage war der Schnitt aus „Patterns
for Theatrical Costumes“
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Patterns for Theatrical Costumes |
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McCalls Schnitt M4492 |
Für die
Ärmel
habe ich den McCalls Schnitt M4492 verwendet. Auch als Eowyn-Schnitt bekannt.
Wenn ich auch Schnürrung am Oberarm ausgelassen habe und stattdessen den in
„Theatrical Costumes“ angemerkten Faltenwurf verwendet habe. Mit dem
Hintergedanken, doch noch eine eventl. Schnürrung zu machen.
a ich unter dem Bliaut jedoch den Pelicon tragen
wollte, mussten die Ärmel des Bliaut auch am Oberarm entsprechend weit sein und
der Stoff zu steif für eine schöne Raffung war, fiel die Schnürung an den Ärmeln letztlich weg.
Die Schnürung der Seiten des
Oberteil, um den charakteristischen Faltenwürf am Bauch zu erzeugen,
habe ich von der
Webseite von Lady Aíbell ingenDairmata über ihren Bliaut entnommen. Ihre Methode mit den Lacing Ladders ist
effizient, wenn ich sie auch wiedermal abgewandelt habe.
Die Maße für die Länge
und Breite des Oberteils vor der Raffung am Bauch und Schultern war etwas
Rechnerei und Tüfftelei.
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Bliaut Schnittmuster Oberteil und Ärmel |
Die Schultern sind
doppelt so breit wie sie in gerafftem Zustand sein sollten. Die Strecke
zwischen Hüfte und Unterbrust ist ebenfalls doppelt so lang. Ursprünglich war
die Planung diese Strecke nur ¼ bis 1/3 länger zu machen, aber das war mir zu
wenig. Die Taillenweite sollte aber nicht wesentlich mehr sein als die richtige
Taillenweite, da man nach meiner Erfahrung sonst einen Sack erhält. Mein
Schnittmuster ist also nicht wie bei Lady Aíbell gerade geschnitten sondern
bereits auf Taille. An der Hüfte habe ich dann aber wieder etwas cm dazu
gegeben. Es sollte aber nicht viel sein, denn der typische längst verlaufende
Faltenwurf beginnt erst mit dem Rockteil, wie man bei einer Figure in Chartres
sehen kann.
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Figure an der Kathedrale von Chartres |
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Schnittmuster Bliaut: Rockteil |
Das Schnittmuster für
das
Rockteil besteht aus zwei
Teilen, um der Stoffbreite gerecht zu werden. Das Stück, welches an das
Oberteil angesetzt wird habe ich doppelt so breit gemacht, wie es für meinen
Hüftumfang notwendig wäre. Dieses wird dann eingekräuselt oder in Falten
gelegt. (Kräuseln ist fürchterlich.) Für den richtigen Falteneffekt sollte der
Stoff vermutlich Plissen erhalten
Für den Hüftgürtel habe
ich wieder die Schnittskizzen aus „Patterns for Theatrical Costumes“
genommen. Habe da aber auch wieder variiert – bzw. experimentiert - , um den
Faltenwurf zu bekommen. Der Stoff muss breiter zugeschnitten werden und an den
Enden wieder die selbe Breite erhalten wie das Futter, das ich ihm verpasst
habe.
Zuschneiden
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Zuschneiden Bliaut: Oberteil |
Oberteil und Ärmel habe ich noch am selben Tag
zugeschnitten an dem ich das Schnittmuster erstellt habe. Das Rockteil habe ich
erst zugeschnitten, nachdem ich mit Oberteil und Ärmeln fertig waren. Dem Datum
auf den Fotos war das am 3. Oktober 2012. Dabei stellte sich heraus, dass ich
mit den 6 Metern Stoff so gerade hinkam. Es hätte vielleicht noch ein halber
Meter mehr sein dürfen, aber es hat geklappt.
Zugeschnitten habe ich alle Nähte mit einer
Nahtzugabe von 1 cm. Saumzugabe am Rockteil war 4 cm und an den Ärmeln habe ich
(glaube ich) ebenfalls 3 – 4 cm Naht zugegeben.
achträglich wäre zu überlegen, ob das Oberteil
vielleicht besser gegen den Fadenlauf zugeschnitten worden wäre, damit der
Faltenwurf am Bauch mit dem Fadenlauf fällt. Aber dann hätte es mit den Falten
an den Schultern noch mehr Probleme gegeben.
Nähen
Beim Nähen habe ich in Etappen gearbeitet.
Oberteil
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Constrution: Bliaut |
Vorderteil und Hinterteil wurden erst versäubert
und dann an den Schultern zusammen gesteckt. Danach wurden die Schultern
geriehen und eingekräuselt. Dabei stellte sich schon heraus, dass der Stoff für
einen leichten und schönen Faltenwurf nicht geeignet war. Aber es sei auch
gesagt, dass ich mit dem Einkräuseln genauso auf Kriegsfuß stehe wie mit
Ärmeln.
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Constrution: Bliaut |
Mit dem Reihen, Einkräuseln und Austüfteln habe
ich einen Tag verbracht, wenn nicht gar noch etwas länger. Und es hat mich fast
zur Verzweiflung gebracht, weil es einfach nicht so aussehen wollte, wie ich es
gerne gehabt hätte.
Letztlich habe ich die Schultern eingekräuselt und
die Kräuselung auf der Höhe des Schlüsselbeins mit einer Blende fixiert. Leider
liegen die Falten etwas flach und schräg. Sie hätten wohl noch viel kleiner und
feiner ausfallen müssen.
Als dieses Problem gelöst war, habe ich mich an die
Schnürung an den Seiten gemacht.
Nach meinen Erfahrungen lässt sich mit Ösen
nicht der Faltenwurf erreichen, wie man ihn auf den Referenzen für Bliauts
findet. Im Internet habe ich auf der Seite von Aíbell
ingen Dairmata eine gute Lösung für die Schnürrung gefunden. Sie selbst hat es
auch von wo anders, kann aber nicht mehr sagen, wo sie es gefunden hat.
Well, I took the idea from a
similar Spanish garment about 100 years later. (I can
no longer find the source). - Aíbell ingen Dairmata
Sie nennt diese Methode „Lacing
Ladder“ – eine Schnürungsleiter. Wenn man sich die Konstruktion ansieht ein
sehr sinnvoller Name.
You
cut fabric for lacing ladders.(...) It's basically a strip of fabric connected
to the gown only at the horizontal "rungs". This creates
"holes" you can use to lace the gown. Hem the sides of each lace to
make it into a flat strip of fabric.Pin the lacing to the inside of the curve edges
so the hemmed parts face each other and are hidden. Sew a line across the
lacing connecting it to the curve every 1".
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Lacing Ladder |
Freie Übersetzung:
Du schneidest Material für die Schnürungsleiter. Im
Grunde ist es ein Streifen Material, der nur durch horizontale „Sprossen“ mit dem
Kleid verbunden ist. So entstehen „Löcher“, die man zur Schnürung des Kleides
verwendet.
Säume die Seiten von jedem Leiterstreifen, um aus
ihm einen flachen Streifen Material zu machen.
Stecke die Leiterstreifen auf der Innenseite der Seitenschnürrung/Seitenöffung
fest, so dass die versäuberten Teile oben und unten aneinander liegen und
versteckt sind. Nähe Linien im Abstand von 1 inch über die Leiterstreifen um es
mit dem Kleid zu verbinden.
Wo ich gerade diesen Text genauer übersetzte
anstatt ihn nur zu lesen, frage ich mich, wie ich beim nähen auf die Idee kam,
das der Leiderstreifen ebenfalls 1 inch breit sein muss. Was sich auch als zu
breit erwies. Ein inch entspricht 2,54 cm. Bei den ersten Streifen habe ich
diese Breite verwendet und auch für die Abstände der Befestigungsnähte. Auf der
anderen Seite habe ich dann aus einem Leiterstreifen 2 gemacht. Mit nur noch
1,5 cm ist der Entstehende Faltenwurf feiner und der „Wulst“ der durch die
Schnürung entsteht, nicht so dick. Die Abstände habe ich wie vorgegeben
beibehalten, könnten aber denke ich auch auf 2 cm reduziert werden.
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Bliaut Lacing Ladder |
Meine Schnürung verläuft nicht direkt bis unter
den Arm sondern beginnt etwas tiefer, etwa auf der Hälfte der Brusthöhe. Damit
ist der obere Teil bereits zusammen genäht. Dasselbe gilt für die Hüfte, auch
dort wird schon ein Stück zusammen genäht. (Wenn ich Aíbell’s
Beschreibung richtig deute verläuft ihre Schnürung über die ganze Höhe des
Oberteils)
Die somit entstandene Nahtzugabe wird auf 1cm
umgebügelt ehe die Leiterstreifen festgesteckt werden. Da meine Leiterstreifen
nicht einfach versäubert sind, sondern eingeschlagene Streifen habe ich an
beiden Stelle saubere Kanten, ohne dass dort etwas ausfranst oder sonst wie
unschön aussehen könnte.
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Bliaut Lacing Ladder |
Also zusammenfassend für die Schnürrungsleitern:
- Die Leiterstreifen sind so lang, das sie über
die ganze Länge der eingeplanten Schnürrung verlaufen – plus jeweils ca. 1 cm
Zugabe
- Die Leiterstreifen sollten zwischen 1 cm bis
2,54 (1inch) breit sein
- Sie werden versäubert oder auf die gewünschte
Breite eingeschlagen, um saubere Kanten zu erhalten.
- Der Abstand zwischen den „Leiter-Nähten“ / „Sprossen“
beträgt 2,5 cm
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
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Bliaut Lacing Ladder |
Fortsetzung folgt ....