Willkommen

Vorrangig möchte ich hier meine Gewandung ein wenig zeigen. Vielleicht sogar die eine oder andere Beschreibung, wie ich sie gemacht habe oder woher die Idee oder Inspiration dazu stammt. Sicherlich werden sich hier auch andere Einträge und Bilder finden. Denn die Recherche für ein Kleid macht oft mehr Spaß als die wirkliche Umsetzung.
Wir werden sehen, denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt ... und das Leben geht sowieso wie es will und nicht wie man selbst es gerne hätte ;-)

Montag, 24. Dezember 2012

Making of ... a Bliaut - Part 1


Bliaut; Zeichnung
von Patrick Dallanégra
Im Februar dieses Jahres hatte ich die Planung für meine Winterkleidung in ein Ensemble mit Bliaut geändert, im April erstand ich für den Bliaut royalblauen Baumwollstoff und begann im Juli mit der Arbeit. Mit einigen Pausen war der Bliaut dann zeitig Ende Oktober fertig.

Eine Erkenntnis vorab. Baumwoll feinköper wie ich ihn gekauft habe, ist zum Faltenlegen und Faltenwerfen im Stil eine Bliaut nicht besonders geeignet, da der Stoff zu steif ist. Die Bourette-Seide wäre wesentlich idealer gewesen. Nächstes Mal.

Aber ich möchte hier versuchen einen Bericht über das Entstehen des Bliauts zu schreiben.

Idee und Entwürfe

Bliaut; eigene Zeichnung
Die Inspiration zu dem Bliaut stammt von einer Postkarte mit einer Zeichnung von Patrick Dallanégra. Mein eigener Entwurf wich dann auch nicht besonders von der Vorlage ab.

Schnittmuster

Beginn: 14.7.2012
Für die Erstellung des Schnittmusters habe ich nach meinen Notizen 5 Stunden gebraucht.

Das Schnittmuster entstand wie so oft aus verschiedenen Quellen.

Eine Grundlegende Vorlage war der Schnitt aus „Patterns for Theatrical Costumes“

Patterns for Theatrical Costumes


McCalls Schnitt M4492
Für die Ärmel habe ich den McCalls Schnitt M4492 verwendet. Auch als Eowyn-Schnitt bekannt. Wenn ich auch Schnürrung am Oberarm ausgelassen habe und stattdessen den in „Theatrical Costumes“ angemerkten Faltenwurf verwendet habe. Mit dem Hintergedanken, doch noch eine eventl. Schnürrung zu machen.
a ich unter dem Bliaut jedoch den Pelicon tragen wollte, mussten die Ärmel des Bliaut auch am Oberarm entsprechend weit sein und der Stoff zu steif für eine schöne Raffung war, fiel die Schnürung an den Ärmeln letztlich weg.





Die Schnürung der Seiten des Oberteil, um den charakteristischen Faltenwürf am Bauch zu erzeugen, habe ich von der Webseite von Lady Aíbell ingenDairmata über ihren Bliaut entnommen. Ihre Methode mit den Lacing Ladders ist effizient, wenn ich sie auch wiedermal abgewandelt habe.
Die Maße für die Länge und Breite des Oberteils vor der Raffung am Bauch und Schultern war etwas Rechnerei und Tüfftelei.
Bliaut Schnittmuster Oberteil und Ärmel
Die Schultern sind doppelt so breit wie sie in gerafftem Zustand sein sollten. Die Strecke zwischen Hüfte und Unterbrust ist ebenfalls doppelt so lang. Ursprünglich war die Planung diese Strecke nur ¼ bis 1/3 länger zu machen, aber das war mir zu wenig. Die Taillenweite sollte aber nicht wesentlich mehr sein als die richtige Taillenweite, da man nach meiner Erfahrung sonst einen Sack erhält. Mein Schnittmuster ist also nicht wie bei Lady Aíbell gerade geschnitten sondern bereits auf Taille. An der Hüfte habe ich dann aber wieder etwas cm dazu gegeben. Es sollte aber nicht viel sein, denn der typische längst verlaufende Faltenwurf beginnt erst mit dem Rockteil, wie man bei einer Figure in Chartres sehen kann.

Figure an der Kathedrale von Chartres

Schnittmuster Bliaut: Rockteil
Das Schnittmuster für das Rockteil besteht aus zwei Teilen, um der Stoffbreite gerecht zu werden. Das Stück, welches an das Oberteil angesetzt wird habe ich doppelt so breit gemacht, wie es für meinen Hüftumfang notwendig wäre. Dieses wird dann eingekräuselt oder in Falten gelegt. (Kräuseln ist fürchterlich.) Für den richtigen Falteneffekt sollte der Stoff vermutlich Plissen erhalten

Für den Hüftgürtel habe ich wieder die Schnittskizzen aus „Patterns for Theatrical Costumes“ genommen. Habe da aber auch wieder variiert – bzw. experimentiert - , um den Faltenwurf zu bekommen. Der Stoff muss breiter zugeschnitten werden und an den Enden wieder die selbe Breite erhalten wie das Futter, das ich ihm verpasst habe.

Zuschneiden

Zuschneiden Bliaut: Oberteil
Oberteil und Ärmel habe ich noch am selben Tag zugeschnitten an dem ich das Schnittmuster erstellt habe. Das Rockteil habe ich erst zugeschnitten, nachdem ich mit Oberteil und Ärmeln fertig waren. Dem Datum auf den Fotos war das am 3. Oktober 2012. Dabei stellte sich heraus, dass ich mit den 6 Metern Stoff so gerade hinkam. Es hätte vielleicht noch ein halber Meter mehr sein dürfen, aber es hat geklappt.
Zugeschnitten habe ich alle Nähte mit einer Nahtzugabe von 1 cm. Saumzugabe am Rockteil war 4 cm und an den Ärmeln habe ich (glaube ich) ebenfalls 3 – 4 cm Naht zugegeben.
achträglich wäre zu überlegen, ob das Oberteil vielleicht besser gegen den Fadenlauf zugeschnitten worden wäre, damit der Faltenwurf am Bauch mit dem Fadenlauf fällt. Aber dann hätte es mit den Falten an den Schultern noch mehr Probleme gegeben.

Nähen

Beim Nähen habe ich in Etappen gearbeitet.
  • Oberteil
  • Ärmel
  • Rockteil

Oberteil

Constrution: Bliaut
Vorderteil und Hinterteil wurden erst versäubert und dann an den Schultern zusammen gesteckt. Danach wurden die Schultern geriehen und eingekräuselt. Dabei stellte sich schon heraus, dass der Stoff für einen leichten und schönen Faltenwurf nicht geeignet war. Aber es sei auch gesagt, dass ich mit dem Einkräuseln genauso auf Kriegsfuß stehe wie mit Ärmeln.
Constrution: Bliaut
Mit dem Reihen, Einkräuseln und Austüfteln habe ich einen Tag verbracht, wenn nicht gar noch etwas länger. Und es hat mich fast zur Verzweiflung gebracht, weil es einfach nicht so aussehen wollte, wie ich es gerne gehabt hätte.
Letztlich habe ich die Schultern eingekräuselt und die Kräuselung auf der Höhe des Schlüsselbeins mit einer Blende fixiert. Leider liegen die Falten etwas flach und schräg. Sie hätten wohl noch viel kleiner und feiner ausfallen müssen.
Den Ausschnitt hatte ich schon mit einer Blende verstehen und musste diese für die Blende der Falten wieder abtrennen. Dadurch wurde der Ausschnitt noch ein bisschen tiefer und am Ende etwas schief.

Constrution: Bliaut

Constrution: Bliaut

Constrution: Bliaut

Constrution: Bliaut

Constrution: Bliaut

Constrution: Bliaut

Als dieses Problem gelöst war, habe ich mich an die Schnürung an den Seiten gemacht.
Nach meinen Erfahrungen lässt sich mit Ösen nicht der Faltenwurf erreichen, wie man ihn auf den Referenzen für Bliauts findet. Im Internet habe ich auf der Seite von Aíbell ingen Dairmata eine gute Lösung für die Schnürrung gefunden. Sie selbst hat es auch von wo anders, kann aber nicht mehr sagen, wo sie es gefunden hat.
Well, I took the idea from a similar Spanish garment about 100 years later. (I can no longer find the source). - Aíbell ingen Dairmata
Sie nennt diese Methode „Lacing Ladder“ – eine Schnürungsleiter. Wenn man sich die Konstruktion ansieht ein sehr sinnvoller Name.
You cut fabric for lacing ladders.(...) It's basically a strip of fabric connected to the gown only at the horizontal "rungs". This creates "holes" you can use to lace the gown. Hem the sides of each lace to make it into a flat strip of fabric.Pin the lacing to the inside of the curve edges so the hemmed parts face each other and are hidden. Sew a line across the lacing connecting it to the curve every 1".

Lacing Ladder
Freie Übersetzung:
Du schneidest Material für die Schnürungsleiter. Im Grunde ist es ein Streifen Material, der nur durch horizontale „Sprossen“ mit dem Kleid verbunden ist. So entstehen „Löcher“, die man zur Schnürung des Kleides verwendet.
Säume die Seiten von jedem Leiterstreifen, um aus ihm einen flachen Streifen Material zu machen.
Stecke die Leiterstreifen auf der Innenseite der Seitenschnürrung/Seitenöffung fest, so dass die versäuberten Teile oben und unten aneinander liegen und versteckt sind. Nähe Linien im Abstand von 1 inch über die Leiterstreifen um es mit dem Kleid zu verbinden.

Wo ich gerade diesen Text genauer übersetzte anstatt ihn nur zu lesen, frage ich mich, wie ich beim nähen auf die Idee kam, das der Leiderstreifen ebenfalls 1 inch breit sein muss. Was sich auch als zu breit erwies. Ein inch entspricht 2,54 cm. Bei den ersten Streifen habe ich diese Breite verwendet und auch für die Abstände der Befestigungsnähte. Auf der anderen Seite habe ich dann aus einem Leiterstreifen 2 gemacht. Mit nur noch 1,5 cm ist der Entstehende Faltenwurf feiner und der „Wulst“ der durch die Schnürung entsteht, nicht so dick. Die Abstände habe ich wie vorgegeben beibehalten, könnten aber denke ich auch auf 2 cm reduziert werden.
Bliaut Lacing Ladder
Meine Schnürung verläuft nicht direkt bis unter den Arm sondern beginnt etwas tiefer, etwa auf der Hälfte der Brusthöhe. Damit ist der obere Teil bereits zusammen genäht. Dasselbe gilt für die Hüfte, auch dort wird schon ein Stück zusammen genäht. (Wenn ich Aíbell’s Beschreibung richtig deute verläuft ihre Schnürung über die ganze Höhe des Oberteils)
Die somit entstandene Nahtzugabe wird auf 1cm umgebügelt ehe die Leiterstreifen festgesteckt werden. Da meine Leiterstreifen nicht einfach versäubert sind, sondern eingeschlagene Streifen habe ich an beiden Stelle saubere Kanten, ohne dass dort etwas ausfranst oder sonst wie unschön aussehen könnte.

Bliaut Lacing Ladder
Also zusammenfassend für die Schnürrungsleitern:
  •          Die Leiterstreifen sind so lang, das sie über die ganze Länge der eingeplanten Schnürrung verlaufen – plus jeweils ca. 1 cm Zugabe
  •           Die Leiterstreifen sollten zwischen 1 cm bis 2,54 (1inch) breit sein
  •           Sie werden versäubert oder auf die gewünschte Breite eingeschlagen, um saubere Kanten zu erhalten.
  •          Der Abstand zwischen den „Leiter-Nähten“ / „Sprossen“ beträgt 2,5 cm
Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Bliaut Lacing Ladder

Fortsetzung folgt ....

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